Das Beste der Vergangenheit – retro, vintage, undundund …
Vor lauter Fachchinesisch ist dem Teilzeit-Trendsetter die Arbeit verhagelt.
Die Lektüre des empfohlenen Blogs oder des heißesten Instagram-Feeds lassen Zweifel an der persönlichen Trend-Tauglichkeit aufkommen. Keine Sorge, aller Anfang ist schwer und Design hat seine eigene Sprache. Hand aufs Herz; die meisten Namen und Begriffe wiederholen sich und hat man den Dreh raus, macht es Spaß, abzutauchen in die Tiefen von perfekten Formen, aufreizenden Farben und himmlischer Kombinationen aus beidem. Werfen wir gemeinsam einen Blick in die nähere Vergangenheit unseres Lieblingsthemas (Möbel) und gehen wir dem ein oder anderen Buzz-Word auf den Grund.
Retro – Echt?
Ob Retro-Stil, Retro-Modell, Retro-Design - unmöglich ist es, der Retro-Welle zu entkommen. Retro ist nicht nur ein Stil, Retro kann als ganzheitliche „kulturelle Strömung“ bezeichnet werden, die in Literatur, Musik, Film und im Design um sich greift.
Vorneweg: Retro ist weder alt, noch ist es „echt“. Retro ist die respektvolle Aufnahme von älteren Traditionen, Merkmalen und Erscheinungen. Es ist ein Rückgriff in der Gegenwart (auf die Vergangenheit). Oft werden „Aussagen“ aus der Vergangenheit in einen modernen Kontext gestellt und verfremdet. Retro hat viel mit Ästhetik und wenig mit Diskurs gemein. In Sachen Möbel und Design lässt sich Retro wie folgt beschreiben: Retro sind neue Möbel im Look und Stil einer vergangenen Epoche.
Vintage – von damals.
Zum Anfang; Vintage und Vintage-Stil sind zwei paar Stiefel. Unter die „Marke“ Vintage (eine Bezeichnung für eine Jahrgangslese) fallen alle Möbel, die in der Zeitspanne zwischen 1930 und 1980 gebaut wurden. Vintage-Güter sind alt und in den meisten Fällen echt gebraucht. Sie sind jünger als Antiquitäten (Baujahr vor 1930) und auf Flohmärkten zu finden. Vintage bedeutet altes Material, alte Machart und alter Schnitt. Der Begriff ist ebenso in Sachen Mode geläufig und fasst ebenso „original Ware“ zusammen.
Achtung! Vintage-Stil ist nur eine Umschreibung für Retro und fasst Waren zusammen, die neu sind und alt aussehen. Wer Sehnsucht nach „alt“ hat, der suche Vintage und nicht Retro ;).
Boho - MischMasch
Boho ist ein Mode- und Design-Stil, der sich bei den Hippies und der Bohème der späten 1960er bedient. Das Jahr 2005 war der internationale Durchbruch und auch Höhepunkt dieses Trends. Sienna Miller und Kate Moss waren die „Gesichter“ des Mode-Trends und werden seitdem wieder und wieder mit dem legeren Look assoziiert.
Abseits der Mode steht Boho für die mutige Mischung verschiedenster Natur-Materialien in Kombination mit mutigen Farben und romantischer Ethno-Elemente. Wenn persische Farben auf Muster der Aborigines treffen und daneben ein lederner Sitzpuff steht; ist es Boho. Achtung, auch hier: Boho ist kein alter Trend!
Bauhaus – Hurra, feiern.
Zum Geburtstag alles Gute! 100 Jahre Bauhaus; und noch immer bezaubernd wie am ersten Tage. Bauhaus (Design) ist abgeleitet von der 1919 in Weimar gegründeten Kunstschule.
In dieser Schule vereinten sich Kunst und Handwerk zu einer Formsprache und Regelästhetik, die uns heute noch in ihren Bann schlägt.
Der Stellenwert dieser „Epoche“ kann nicht hoch genug gehängt werden. Einfache Formen, einfaches Design, Schnörkellosigkeit, das Fehlen von Kitsch und Romantik sprich; alles was unseren heutigen „modernen“ Geschmack ausmacht, fußt auf Bauhaus. In der Architektur und der Fotographie ist das Bauhaus der „Geburtshelfer der Moderne“.
Kolonial – Export/Import.
Ein Trend und eine Epoche aus England und den USA. Kolonial fasst zusammen, wenn exotisches Material oder auch besondere Möbelstücke oder Fertigungsmethoden aus einer Kolonie in die heimische Formgebung übernommen wurden. Dieser Prozess war oftmals schleichend. Rattan und Tropenhölzer sind in Europa die bekanntesten „Überbleibsel“ des Kolonialismus. Die leicht angestaubte Kombination von Sekretär und Schreibtisch fällt auch unter den Kolonial-Stil.
Modern Century – aus Übersee.
Die amerikanische Version von Bauhaus. Modern Century ist das nüchterne und fachliche Design der amerikanischen Ostküste. Egal welche amerikanische Anwalts-Serie man sich zu Gemüte führt, die Wahrscheinlichkeit, dass man Möbel aus der Kategorie „Modern Century“ zu Gesicht bekommt ist extrem hoch. Achtung, es gibt „alte“ Originale, die vor allem bei Sammlern hohe Preise einbringen und neue Stücke, die den Stil der „guten alten Zeit“ imitieren.
Streamline-Design – born in the USA
Futuristisch, übermodern, knallig und abgehoben – Streamline ist eine absurde Kunst. Silberfarbene Autoanhänger im Stromlinien-Design gehören zu dieser Epoche. Die ausdrucksstarken Heckflossen eines 1959 Cadillac Eldorado ebenso. Das Windkanal-Design findet sich in Möbelstücken ab den 1930er und erreicht seine Glanzzeit in der Rock´n´Roll-Ära. Aufgrund des Alters sind wenige Originale erhalten und diese erzielen – wie nicht anders zu erwarten – horrende Preise unter Sammlern.